Theorie

«HEUTE SO LEBEN UND WIRTSCHAFTEN, DASS AUCH IN ZUKUNFT EIN GUTES LEBEN MÖGLICH IST.»

Adelheid Biesecker

Die Ökonomin Adelheid Biesecker sagte dies in einem Interview vom Tagi-Magi Nr.26 /2020. Es bringt das Thema auf den Punkt: Wie müssen wir leben, damit auch in Zukunft gutes Leben möglich ist?

Unser jetziges Wirtschaftsmodell baut auf ständigen Wachstum auf, was mit dem dauerhaften Verbrauch unserer begrenzten Rohstoffe verbunden ist und deshalb früher oder später an Grenzen stossen wird. Stichworte dazu sind «Peak Oil» und «Grenzen des Wachstums» vom Club of Rome.

Wie könnte ein Wirtschaftssystem ausschauen, das diese Art Wachstum und Ressourcenverschleiss nicht benötigt? Dieser Frage widmet sich die «Postwachstumsökonomie«, mit Niko Paech als wichtigem Vertreter. Laut Paech bedingen Wachstumsgrenzen wie Ressourcenknappheit, psychische Grenzen („Überforderungssyndrom“), Krisenrisiken des Finanz-, Kapital- und Geldsystems sowie ökologische Grenzen (Planetary Boundaries) das Ende des Wachstums.

Paech grenzt sich bewusst von Begriffen der Nachhaltigkeitsdebatte wie „grünem“ oder „nachhaltigem“ Wachstum ab – er sieht die Notwendigkeit für eine stationäre Wirtschaft in der nach seiner Auffassung gescheiterten Entkopplung der Umweltschäden und des Rohstoffverbrauchs von der Wertschöpfung und ökonomischen Grenzen wie dem globalen Ölfördermaximum. Niko Paech betreibt eine eigene Homepage mit herunterladbaren Artikeln zum Thema.

In der Sendung «Quer» des bayrischen Rundfunks vom 23.7.2020 wird Niko Paech so zitiert:
«Die Corona-Pandemie bietet … eine einmalige Chance, weil immer mehr Menschen das Vertrauen verlieren, in die Stabilität eines Versorgungssystems, das auf globaler entgrenzter Arbeitsteilung beruht. Und deswegen ist die Hoffnung nicht gering, dass immer mehr Menschen sich jetzt anfangen, zu interessieren, für eine bodenständige, für eine krisensichere und damit zugleich auch ökologische und auch der Artenvielfalt dienende Landwirtschaft.»

Die UNO hat weltweite Nachhaltigkeitsziele formuliert, zu denen sich alle Länder verpflichtet haben. Ihre Umsetzung braucht aber staatliche und nicht-staatliche Akteure, die Hand in Hand arbeiten und diese Ziele auf unterster Ebene, im Alltag, da wo wir leben, umsetzen.

Wie kommt man, ganz praktisch und konkret, in eine gemeinschaftliche Lebens- und Wirtschaftsform, die ohne Globalisierung und Ressourcenverschleuderung auskommt? Hierzu hat die von Rob Hopkins angestossene Transitionsbewegung Theorie und Praxis entwickelt und auf der ganzen Welt beispielhaft veranschaulicht. Rob Hopkins hatte 2004 mit seinen Studenten für die Stadt Kinsale ein Programm entwickelt, um den Energieverbrauch und die Abhängigkeit von Industrieprodukten zu verringern und die Resilienz der Kommune zu erhöhen. 2005 stellte Hopkins das Programm dem Stadtrat von Kinsale vor. Dieser nahm das Programm an, und Kinsale wurde die weltweit erste Transition Town („Stadt im Übergang“). Heute haben sich in Städten von über 50 Ländern Gruppen gebildet, die ihr Gemeinwesen in Richtigung Nachhaltigkeit fördern wollen

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